Wasserspringer Sanchez/Hentschel | Mo 14.07.25 | 20:37 Uhr
“Wir merken schnell: Ey, wir haben es nicht verlernt!”
Luis Sanchez und Lena Hentschel sind Mixed-Europameister vom Dreimeterbrett im Wasserspringen und gehen auch bei den am 16. Juli startenden World University Games in Berlin an den Start. Es ist gerade einmal ihr vierter Wettkampf.
rbb|24: Lena Hentschel, Luis Avila Sanchez, Sie treten im Wasserspringen als Mixed-Team bei den World University Games an. Frei interpretiert könnte man wohl sagen, das Ganze ist so etwas wie Olympische Spiele für Studenten. Sie, Frau Hentschel, sind Studentin der internationalen Beziehungen an der Ohio State in den USA.
Lena Hentschel: Genau. International Studies und Kommunikation. Ich bin spezialisiert auf Diplomatie und Entwicklungsstudien und ein sogenannter “Student Athlet”. Das heißt, ich werde von der Uni finanziert, habe meine zwei Trainingseinheiten am Tag, Krafttraining, gehe zu den Physios und studiere trotzdem Vollzeit. Sodass ich meinen Bachelor hoffentlich auch wirklich in den vier Jahren Regelstudienzeit schaffe.
Bei Ihnen, Herr Sanchez, ist das Internet hingegen überfragt.
Luis Avila Sanchez: Ich studiere Mathe. Also ich fange an, an der Humboldt-Universität hier in Berlin. Dazu bin ich auf dem Weg, Sportsoldat bei der Bundeswehr zu werden.
Ende Mai haben Sie zusammen Europameisterschafts-Gold vom Dreimeterbrett geholt. Wie geht das, wenn man in zwei verschiedenen Ländern lebt?
Hentschel: Ich bin im Mai mit meinem dritten Studienjahr fertig geworden und seither wieder in Deutschland. Wir hatten die deutschen Meisterschaften, die Europameisterschaften, zwischendurch Lehrgänge. Aber wir passen vom Springerischen auch einfach so gut zusammen, dass wir gar nicht mehr so viel Training brauchen. Wir haben immer so ein, zwei Einheiten, in denen wir uns quasi wiederfinden und aber auch schnell merken: Ey, wir haben es nicht verlernt. Und dann braucht es nicht mehr viel für die Feinabstimmung.
Sanchez: Die Synchronität ist bei uns auf gar keinen Fall das Problem. Das kriegen wir auch ziemlich gut mit nicht so viel Training hin. Wir müssen vor allem an den Einzelsprüngen arbeiten.
Wer gibt denn die Kommandos bei Ihnen?
Sanchez: Ich.
Hentschel: Der Mann im Team.
Und wer hat entschieden, dass Sie es mal miteinander versuchen sollten?
Sanchez: Mein Trainer hat das gesehen und gesagt: Probiert doch mal aus, stellt euch mal nebeneinander. Dann haben wir ein, zwei Anläufe und ein, zwei Absprünge gemacht und es hat perfekt gepasst.
Hentschel: Das war rund um Weihnachten letzten Jahres. Im Februar bei den Deutschen Meisterschaften haben wir dann zum ersten Mal bei einem Wettkampf gemeinsam auf dem Brett gestanden.
Die World University Games sind nun der vierte gemeinsame Wettkampf. Welchen Stellenwert hat er? Vor allem, wenn in nicht mal zwei Wochen die Weltmeisterschaft in Singapur folgt.
Sanchez: Es geht weniger darum, eine Medaille zu holen, als vielmehr darum, eine bestimmte Punktzahl zu schaffen, mit der wir auch bei der WM gut dabei sind.
Hentschel: Das hier in Berlin ist unser Heim-Pool und deswegen ist es etwas Besonderes, hier dabei sein zu dürfen. Wir haben unsere Familien und Freunde dabei, die zugucken kommen. Und unsere Teamkollegen, die schon mal bei den World University Games waren, haben uns auch immer nur Gutes erzählt.
Nun finden in Berlin allerdings nur Wasserspringen, Schwimmen und Volleyball statt. Der ganze Rest im Ruhrgebiet. Traurig?
Sanchez: Es ist schon schade. Weil ich noch nie bei so einem Multi-Sport-Event mitgemacht habe, aber schon immer Bock drauf hatte. Auf dieses olympische Feeling, mit allen Athleten in einem Dorf zu sein, zusammen essen zu gehen. Aber ich würde sagen, wir haben hier einfach eine Mini-Mini-Version davon. Mit einer großen Mensa, mit den Schwimmern hier in der Halle, die wir jeden Tag sehen.
Als Europameister zählen Sie zur Weltspitze in Ihrem Sport. Gilt das denn für die Konkurrenz bei diesen Spielen genauso?
Hentschel: Es wird auf jeden Fall ein starkes Teilnehmerfeld sein, auch wenn manche A-Teams entweder keine Studierende sind oder sich schon auf die WM vorbereiten. So ganz auf dem Schirm haben wir es aber auch noch nicht. Es wird bestimmt witzig, die anderen Teilnehmer zu treffen und dann zu sagen: Ach so, Du studierst dort und dort?
Nach Berlin folgt Singapur und dann? Was sind die langfristigen Ziele?
Hentschel: Das ist bei uns beiden ganz klar Los Angeles 2028, die Olympischen Spiele. Dafür machen wir das jetzt alles. Wir sammeln gerade, nehmen jeden Erfolg mit und wollen von Saison zu Saison besser und wettkampfstärker werden. Damit wir uns final beide für Olympia qualifizieren. Die USA kann Sport, das weiß ich nun nach drei Jahren vor Ort aus erster Hand. Und deswegen glaube ich, wird das ein richtiges Event werden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Ilja Behnisch.
Sendung: rbb|24 Inforadio, 14.07.2025, 22:15 Uhr
Bild: imago imagesBeautiful Sports